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Ortsgruppen

Auto abstellen und Bäume schützen.

Stellungnahme der Ortsgruppe zur Tiefgarageneinfahrt über das Holzbaur-Grundstück

Mindelheim, 09.04.20 | Baumschutz, Denkmalschutz, Verkehr

Mindelheim hat mit der historischen Altstadt einen wertvollen Schatz. Dieser Schatz beinhaltet wesentlich mehr, als scheinbar vom Rathaus aus sichtbar ist.

Für die Zufahrt zu einer neuen Tiefgarage soll der Holzbaur-Garten im historischen Stadtgraben asphaltiert werden. Der BUND Naturschutz befürchtet, dass dafür wunderbare alte Buchen und Eiben gefällt werden müssen. Dieser bevorstehende Frevel bewegt seit seiner Bekanntmachung (die MZ berichtete am Samstag 4.4.20) viele Menschen in der Stadt.

Besorgte Menschen brachten ein Plakat am Zaun des Gartens an. Darauf war eine der Buchen mit der Aufschrift „BLEIB HIER! Keine Garagenzufahrt im Stadtgraben“ abgebildet. Außerdem wurde hoch oben zwischen den mächtigen Kronen der beiden Buchen ein Banner gespannt: „DENK MAL! Baumschutz ist Klimaschutz“. Die Stadt Mindelheim, die seit dem Tod des Ehepaares Holzbaur Eigentümer dieser Fläche ist, ließ beides noch am darauffolgenden Tag entfernen.

"Sollen hier Fakten geschaffen werden, ohne dass die Öffentlichkeit es mitbekommt?", fragt Frederik Schüttler, Vorstand der BN Ortsgruppe Mindelheim. Eine BN-Nachfrage während des Kommunalwahlkampfes stellte fest, dass der Großteil der Stadträte sich für eine Zufahrt über die Frundsbergstraße aussprach. Ob sich alle über den Kollateralschaden, den sie damit bewilligen würden, bewusst sind?

Es geht bei diesem Fleckchen Erde also nicht nur um einen Garten oder zwei Bäume. Es geht darum, wie die Stadt mit einem kulturellen Erbe umgeht. Es geht darum, ob kurzfristige Interessen oder historische Denkmäler geschützt werden. Es geht darum, ob die Stadt den gesamtgesellschaftlich notwendigen Mobilitätswandel ins Rollen bringen wird und nicht zuletzt geht es darum, wie Mindelheim sein Stadtklima bewahren will, wenn alles Grün dem Grauen weichen muss.

Für Mindelheim ist es ist höchste Zeit, eine umfassende Baumschutzverordnung zum Erhalt und der weiteren Pflanzung wertvoller Bäume im Stadtbereich zu verabschieden. Der lebenswichtige, positive Einfluss großer Bäume für das Kleinklima in Städten ist hinlänglich bekannt. In Zeiten steigender Temperaturen zählt jeder Baum, je älter desto mehr!

Immer mehr Menschen steigen auf das Fahrrad um, gehen lieber zu Fuß. Die Stadt Mindelheim muss ihre Bürger*innen in diesem Wunsch unterstützen, ihnen Vorfahrt/-gang gewähren und ihnen den Weg mit attraktiven Angeboten weisen. Die Stadt hätte zudem die Möglichkeit die Stellplatzverordnung zu ändern, sodass beim Nachverdichten keine zusätzlichen Parkplätze erzwungen werden. Stattdessen sollten die hier eventuell eingesetzten öffentlichen Mittel in Angebote für den Fuß- und Rad- sowie öffentlichen Nahverkehr fließen.

Auch wenn sie mit dem Auto gut zu erreichen sind, findet das Leben beispielweise nicht auf Autobahnraststätten statt. Im Gegenteil: Es sind die alten Bäume der Parkanlagen, die zum Lustwandeln einladen. Studien belegen, dass Einkaufsstraßen mit Bäumen von einer höheren Attraktivität zeugen und dass der Wohlfühleffekt signifikant höher gegenüber monotoner Parkplatzreihen. Unter dem kühlen Blätterdach werden die heißen Sommer in der Stadt nämlich erst erträglich. Wenn also in 30 Jahren die Frundsbergstraße für den Autoverkehr gesperrt ist, werden unsere Kinder und Enkel im Schatten der hundertjährigen Buchen ihr Glas auf Frau Holzbaur und den von ihr liebevoll gepflegten Garten erheben.

Dafür fordern wir die Stadtverwaltung auf,

  • den Holzbaur-Garten mitsamt seiner Buchen und Eiben zu erhalten,

  • eine umfassende Baumschutzverordnung zu verabschieden, die das zukünftige Stadtklima positiv beeinflusst und

  • den Verkehrswandel in Mindelheim aktiv und attraktiv zu gestalten (Stellplatzverordnung für die Altstadt lockern, keine weitere Flächenversiegelung für Straßen und Stellplätze, öffentliche Gelder nur in öffentlichen Verkehr investieren, Vorfahrt für Fahrrad und Fußgänger*innen)

Zudem laden wir die Bürger*innen der Stadt Mindelheim ein,

  • die online-Petition „Holzbaur-Garten retten“ zu unterschreiben,

  • als Zeichen der Solidarität mit den Holzbaur-Buchen, Bäume öffentlich mit einem lockeren, farbigen Band mit #BleibHier zu markieren,

  • sich mit eigenem Witz für die Rettung der beiden Buchen einzusetzen und

  • so oft wie möglich ihre Füße oder das Rad zu nutzen, um die tollen Geschäfte in der Innenstadt zu besuchen und so die Verkehrswende von unten einzuleiten.

Daher heißt es für uns alle: Auto abstellen und Bäume schützen!

HQ-Bilder und weitere Informationen

Bilder zur freien Verfügung (cc-by):
https://www.magentacloud.de/share/mz72uangc8#$/

Link zur Online-Petition:
www.openpetition.eu/!pnrdh

BN-Studie: Gesundheitliche Wirkungen von Stadtbäumen
https://www.bund-naturschutz.de/natur-und-landschaft/stadt-als-lebensraum/stadtbaeume/gesundheitliche-wirkungen-von-stadtbaeumen.html

BN AKTUELL: Kommunalpolitische Forderungen zur Verkehrswende
https://www.bund-naturschutz.de/fileadmin/Bilder_und_Dokumente/Themen/Verkehr/BN_Aktuell_Verkehrswende_d3_web.pdf

Die Broschüren können auch online bestellt, oder in der Geschäftsstelle abgeholt werden.

Link zum Artikel der Mindelheimer Zeitung:
https://www.augsburger-allgemeine.de/mindelheim/Zufahrt-zur-Tiefgarage-soll-Stadtgraben-durchschneiden-id57180661.html

Studie von Kathleen L. Wolf: Stadtbäume und Grunstückswerte (Englisch):
https://www.naturewithin.info/Policy/Hedonics_Citations.pdf