Crashkurs für die Amphibiensammlung überrascht mit hoher Teilnehmerzahl
Pressemitteilung vom 23.02.2021
Milde Temperaturen, Regenfälle und kaum Bodenfrost lassen die ersten Kröten, Frösche und Molche auf Wanderschaft gehen. Ehrenamtliche vom BUND Naturschutz retten allein in Bayern jährlich über eine halbe Million Amphibien vor dem Straßentod. Ein Vorbereitungskurs der Kreisgruppe Memmingen-Unterallgäu stieß nun auf überraschend hohe Resonanz.
Mehr als 50 Teilnehmer:innen schalteten sich gestern zu dem vom BUND Naturschutz und Landschaftspflegeverband organisierten Webinar „Amphibien im Unterallgäu: kennenlernen, schützen, erleben“ ein, lernten mit Stefanie Gansbühler in einem Crashkurs die Amphibien des Unterallgäus kennen und konnten ihr Wissen mit Dr. Michael Schneider in einem 45-minütigen Foto-Quiz auf die Probe stellen. Die Veranstaltung wurde als Auftakt zur diesjährigen Amphibiensammlung abgehalten und stieß auf überraschend gute Resonanz.
Auch in Memmingen und im Unterallgäu werden wieder Amphibienzäune an Straßen aufgebaut. Ohne dieses Engagement wären schon viele Populationen der bedrohten Tiere ausgestorben. Jede:r kann mitmachen und Lurche retten. Helfende Hände heißt der BUND Naturschutz stets willkommen und appelliert gleichzeitig an die Autofahrer:innen, jetzt besonders rücksichtsvoll zu fahren. Und auch Landwirtinnen und Landwirte werden gebeten, auf Gülleausbringung und Wiesenpflege vor den Amphibienzäunen zu verzichten.
Ab einer nächtlichen Temperatur von circa 5 ° C und besonders bei regnerischem Wetter wandern die fortpflanzungsbereiten Kröten, Frösche und Molche zu ihren Laichgewässern. Dort finden Balz, Paarung und Eiablage statt. „Grasfrosch und Erdkröte sind sehr früh im Jahr unterwegs. Sie wandern zuerst. Teich- und Seefrosch marschieren etwas später los. Und dazu kommen noch andere Amphibienarten. Ganz genau lässt sich das aber nicht vorhersagen, denn auch Frost und Trockenheit können die Wanderung mehrmals unterbrechen.“, erklärt Helmut Scharpf von der Kreisgruppe Memmingen-Unterallgäu. Doch der Weg vom Winterquartier zu den Laichgewässern ist gefährlich. Oft müssen die Amphibien Straßen überqueren und laufen dabei Gefahr, massenhaft überfahren zu werden. Gerade im direkten Umfeld der Laichgewässer kann die Anzahl überfahrener Tiere so groß werden, dass die Existenz ganzer Populationen auf dem Spiel steht.
„Freunde der Frösche“ - größte Artenschutzaktion in Bayern
Um die Amphibien vor dem Straßentod zu schützen, helfen insgesamt 6.000 Freiwillige, sie retten jährlich bis zu 700.000 Amphibien. Dort, wo sichere Durchgänge fehlen, werden Schutzzäune an Straßen aufgebaut. Kröten, Frösche und Molche wandern vorwiegend dicht am Zaun entlang und fallen dann in die Fangeimer, die in regelmäßigen Abständen ebenerdig im Boden versenkt sind. „Die Amphibienretter leeren mehrmals täglich die Eimer, notieren die gefundenen Tierarten sowie deren Anzahl, und tragen die Lurche anschließend über die Straße. Dadurch können die Daten gut mit denen des Vorjahres verglichen werden“, erläutert Helmut Scharpf. Über die Jahre hinweg wird so deutlich: Die Tiere haben es regional schwer, stabile Populationen aufzubauen. „Frühe Allerweltsarten, wie der Grasfrosch, werden immer weniger und andere Arten wie die Gelbbauchunke, verschwinden gebietsweise ganz“, bedauert der Kreisvorsitzende. Deshalb ist jede Hilfe wichtig. Wer die größte Artenschutzaktion auch in Memmingen und im Unterallgäu unterstützen will, wendet sich an die lokale Kontaktadresse. Mehr Infos hierzu unter:
Amphibien-Retter werden – BUND Naturschutz in Bayern e.V.
Amphibienwanderung und Landwirtschaft
Nicht nur Straßen sind eine Gefahr für die Amphibienwanderung. Denn unglücklicherweise fällt jedes Jahr die Hauptwanderzeit der Tiere bei stärkeren Regenereignissen mit der Gülleausbringung und Wiesenpflege der Landwirte zusammen. Für die Tiere, die sich tagsüber in der Wiese verstecken, ist das Striegeln oder Walzen der sichere Tod. Gülle mit ihrer ätzenden Wirkung kann aufgrund der empfindlichen Amphibienhaut noch Tage nach der Ausbringung deren Gesundheit gefährden. Der BN bittet deshalb Landwirte, die Wiesenpflege und Gülleausbringung vor den Zäunen auf die Zeit nach der Amphibienwanderung zu verschieben. Landwirte können sich gerne an den BN wenden, um sich zeitnah über die Wanderbewegungen an den einzelnen Übergängen zu informieren.
Der BUND Naturschutz appelliert an die Autofahrer:innen
Der BN bittet alle Autofahrer:innen in den kommenden Wochen um besondere Vorsicht und Rücksichtnahme.
Befolgen Sie die Geschwindigkeitsbegrenzungen an den Amphibienzäunen.
Achten Sie auf die Helfenden an den Amphibienzäunen, die am Straßenrand Tiere einsammeln.
Reduzieren Sie Ihr Fahrtempo auf Straßen, die an Teichen oder Feuchtgebieten vorbeiführen, auch wenn keine Warnhinweise aufgestellt sind.
Haben Sie eine Stelle entdeckt, an der viele Amphibien überfahren werden und an der kein Schutzzaun errichtet ist? Melden Sie sich bitte bei uns: amphibien@bund-naturschutz.de