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Stechpalme

Baum des Jahres 2021

Wissenswertes

ILEX (Ilex aquifolium)

Man mag sich fragen, warum für 2021 Jahr scheinbar eine exotische Pflanze zum Jahresbaum auserkoren wurde. Es ist allerdings nicht alles so wie es scheint.

Der Ilex wächst seit mindestens 2 Millionen Jahren einheimisch in Europa, wie fossile Funde beweisen; nur die deutsche Bezeichnung „Stechpalme“ mutet etwas exotisch an. Dazu später mehr.

Die regionalen Bezeichnungen gehen eher auf alt-germanische bzw. keltische Wurzeln zurück, so heißt er mancherorts Hülse oder Holst; verwandt mit dem englischen Holly Tree – das wir übrigens auch im Namen des Vororts von Los Angeles finden, nämlich Hollywood.

Auf dem 20-DM-Schein war übrigens Dichterin Annette von Droste-Hülshoff abgebildet, im Hintergrund - als Bezug zu ihrem Namen - ein Hülsen-Zweig.

Weitere lokale Namen sind Steineiche, Schwabendorn, Palmdorn, Walddistel und viele mehr.

Der Ilex ist ein immergrünes Gewächs, das je nach Lichtverhältnissen zu einem buschigen Baum von bis zu 5 m Höhe oder einem hohen Baum mit rund 20 m Höhe heranwächst. Gerne siedelt er im Halbschatten des Unterholzes und bevorzugt Mischwälder.

Da er aber für die Ertrags-Forstwirschaft keinen Nutzen bringt, sich aber schnell vermehr und durch sein dichtes stacheliges Laub Aufforstungen schwierig macht, wurde er in den Wäldern kaum geduldet.

Auch ein Grund, warum er zu den gefährdeten Arten zählt und z.B. in Bayern auf der Roten Liste steht.

Leicht kann man den Ilex an seinen Blättern erkennen, sie sind satt grün, ledrig, mit einer glänzenden Wachsschicht auf der Oberfläche. An den Rändern laufen sie spitz und stachelig zu; ein wirksamer Schutz gegen Fressfeinde. Da das weiter oben nicht mehr so nötig ist, sind die Blattränder dort glatt.

Wegen dieses Blattwerks und seiner Wuchskraft eignet sich der Ilex sehr gut als Heckenpflanze – so gibt es speziell in Großbritannien und in den USA ausgedehnte Ilexhecken – auch lässt er sich gut zuschneiden und viele Gärtnereien empfehlen ihn als Ersatz für Thuja und nicht-heimische Nadelgehölze und für die vom Bauchsbaumzünsler zerstörten Buchshecken und – einfassungen.

Zudem scheint es, dass er zu einer der Pflanzen gehören dürfte, die mit dem Klimawandel umgehen können. Auch hat es sich gezeigt, dass er Luftschadstoffe in Industriestandorten relativ gut ertragen kann.

Neben seinem Blattwerk sind die im Mai/Juni weißen, stark duftenden Blüten zu erwähnen, die für Bienen, Hummeln und andere Insekten ein wahres Paradies darstellen.

Ab Oktober erscheinen an der weiblichen Pflanze die wunderschönen  roten Beeren, die für uns giftig sind, aber nach den ersten Frösten eine Delikatesse und ein wichtiges Winterfutter darstellen für die einheimischen Vögel wie Amsel, Drossel, Kernbeißer und Mönchsgrasmücke.

Der Ilex ist übrigens zweihäusig; d.h. es gibt männliche und weibliche Pflanzen, was bei der Vermehrung ein wichtiger Gesichtspunkt ist.

Auch wenn wir den Ilex nicht als Nahrungsmittel abernten können, war sein hartes weißes Holz in früheren Zeiten begehrt für Einlegearbeiten z.B. in einem Schachbrett, aber auch für Zahnräder, Peitschenstiele und Spazierstöcke. So ist bekannt, dass z.B. Liszt und Goethe sich beim Spaziergang auf einen weißen Stock aus Ilexholz stützten. Die belaubten Zweige wurden gebündelt zum Reinigen des Schornsteins verwendet. Und was wäre Harry Potter ohne ihn: Für seinen Zauberstab wurde ebenfalls Ilexholz verwendet.

Kein Wunder, denn galt er doch bei den Kelten, Germanen und Römern als heiliger Baum, der Schutz vor Geistern, Zauberern, Vampiren und Blitzen bot.

Die christliche Kirche tat sich naturgemäß schwer mit diesem Aberglauben, aber ganz pragmatisch wurde er adaptiert und so werden am Palmsonntag Ilexzweige anstelle von Palmwedeln verwendet, daher auch der deutsche Name Stechpalme. Übrigens werden alte Zweige verbrannt; diese Asche benutzt der Priester am Aschermittwoch.

Ganz wichtig ist die immergrüne Stechpalme mit ihren roten Beeren schon immer als Weihnachtsdekoration, bereits bevor Christbäume aufgestellt wurden; eine Tradition, die wir ja auch im angelsächsischen Raum aber nicht nur dort vorfinden. Im 19. Jahrhundert wurden ganze Eisenbahnwagonladung davon zu Schmuckzwecken geschnitten und abtransportiert - was zur Abholzung riesiger Bestände führte, sodass die gewerbsmäßige Nutzung aufgrund von Naturschützerprotesten ab 1935 verboten wurde. In England und den USA werden die Bäume inzwischen in Plantagen angebaut.

Weltweit gibt es rund 400 Ilex-Arten, zu denen z.B. auch der Mate-Strauch gehört, das koffeinhaltige Nationalgetränk Südamerikas.

“Ilse bilse, keiner willse, die böse Hülse!“

 Diese alte norddeutsche Redensart der Forstwirte, die sich über den Stechpalmenunterwuchs in ihren Wäldern ärgerten, dürfte heutzutage nicht mehr gelten.  Der Ilex hat unseren Schutz nötig, zumal er eine vielversprechende „Klima-Pflanze“ zu sein scheint und wir wünschen unserer kleinen Stechpalmen-pflanzung hier in Türkheim gutes Gedeihen.

Standort: Augsburger Straße rechts von Steinmetzbetrieb Schröder