Rotbuche
Baum des Jahres 2022
ABC - jedes Schulkind weiß, um was es sich hier handelt: um Buchstaben. Warum aber heißen sie Buchstaben? - Es ist eine uralte Geschichte: Die Germanen haben wohl Buchenstäbchen in die Höhe geworfen, um aus dem Muster des Falls die Zukunft herauszulesen. Und wo kommen heutzutage viele Buchstaben vor und wir können sie herauslesen? Natürlich in Büchern. Und wenn man schon in die Geschichte blickt: Auf dem heiligen Berg der Griechen, dem Olymp, soll einmal ein Buchenwald gestanden sein und in diesem lebten Eulen; die Vögel, welche der Göttin Athene geweiht waren. Athene wiederum war die Göttin der Weisheit und die Buche damit der Baum des Wissens. Hier schließt sich der Kreis.
Allerdings erklärt es nicht, warum die Jury gerade die Rotbuche zum Baum des Jahres 2022 erkoren hat, den Baum, den wir als Jahresbaum auf den Türkheimer Nordspielplatz gepflanzt haben. Die Jury begründet ihre Wahl damit, dass die Buche der Hoffnungsbaum in der Klimakrise sei: genügsam, pflegeleicht und geeignet für Sonne und Schatten. Sie kann sowohl auf sonnigen als auch an schattigen Standorten gut wachsen. Und auch an den Boden stellt sie keine großen Ansprüche; egal ob sauer, kalkhaltig oder nährstoffarm - er sollte nur nicht zu nass sein wie im Moor und auch nicht völlig ausgetrocknet.
Wer nun denkt, die Rotbuche erkenne man am roten Laub, muss enttäuscht werden: Es gibt eine rotlaubige Buche, die allerdings Blutbuche heißt. Die Rotbuche hat grüne Blätter. Ganz leicht rötlich ist ihr Holz, vor allem im Vergleich zu dem weißen Holz der Hainbuche (Weißbuche), die dafür aber gar keine echte Buche ist.
Die Rotbuche ist ein in weiten Teilen Europas heimisch. Sie kann Wuchshöhen von bis zu 30 m, im dichten Wald auch bis zu 50 m erreichen. Der Stammdurchmesser kann im Freistand bis 2 m betragen. Sie kann bis zu 300 Jahre alt werden. Die Krone einer ausgewachsenen Buche kann 600 m² beschatten, sie blüht und fruchtet in einem Alter von etwa 30 bis 200 Jahren. Mit ihrer dichten Krone wirft sie einen so starken Schatten auf den Boden, dass es für andere junge Bäume unter ihr zu dunkel ist; nur ihr eigener Nachwuchs, junge Buchen, können unter der Mutterbuche warten, bis sie von oben genug Licht bekommen und sie an der Reihe sind, in die Höhe zu wachsen.
Doch wie sieht es mit der Buche aus, wenn die Sommer immer heißer und trockener werden? Thema: Klimakrise. Auch sie steckt das nicht so ohne Weiteres weg, allerdings auf vielen Standorten besser als die anderen Waldbäume, also Fichte, Kiefer und Eiche, und sie kann auch mehr Regenwasser in den Boden transportieren und dort festhalten als ein Nadelbaum. Man nennt sie deswegen das Wasserwerk des Waldes.
Buchenholz ist sehr hart und kann als Bauholz und für Gebrauchsgegenstände genutzt werden. Ja sogar Handtücher und Unterwäsche werden aus Buchenholzfaser hergestellt. Außerdem ist sie wie Esche und Eiche sehr gut für den Ofen und als Holzkohle geeignet; das wussten die Menschen bereits in der Bronzezeit zu schätzen.
Noch ein Blick in Mythologie und Vergangenheit: Der Buche wurde Magie, Zauberkraft, zugetraut: In Frankreich füllte man bis ins 19. Jahrhundert Buchenblätter in Matratzen – wer darauf schlief, sollte sich vor dem Einschlafen eine Frage stellen – im Schlaf würde er dann eine Antwort darauf erhalten.
Das Wetter des folgenden Winters lässt sich angeblich vorhersagen, wenn man im November mit einer Axt in die Buche schlägt. Bleibt die Wundstelle trocken, sei mit einem harten Winter zu rechnen. Genauso weist auch ein Herbst mit vielen Bucheckern auf einen strengen Winter hin. Die Schweizer haben daher den Spruch: „Vil Buech, vil Fluech“ .
Ihr botanischer Name Fagus sylvatica verweist uns auf die Kelten. Sie glaubten, ihr Gott Fagus habe seinen Wohnsitz in einer Buche. Außerdem war die Buche bei den Kelten ein Wunschbaum: Sie schnitten Y-förmige Buchenstäbe ab, schrieben ihre Wünsche darauf und banden sie wieder an die Buchenbäume. Sie waren überzeugt, dass Feen kommen, die Wünsche sammeln und zur Feenkönigin bringen würden, damit diese sie dann erfülle.
Auch im heutigen Europa gibt es noch Brauchtum rund um die Buche: In Schweden gibt es den „Julblock“: An Weihnachten wird ein dicker Klotz aus Buchenholz ins Kaminfeuer gelegt. Die Asche des verbrannten Holzes sammelt man, um sie an Neujahr als Segensbringer auf den Äckern auszustreuen.
Und wer hat nicht schon den Gewitter-Spruch gehört: »vor Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen«. Warnung: Nicht alles rund um die Buche ist Weisheit! Auch hohe Buchen kann ein Blitzschlag treffen.
Die Bedeutung der Buche für unsere Landschaft findet sich auch in Ortsnamen. Von den angeblich1567 Ortsnamen mit Buche sind uns allen einige bekannt (Buchloe, Buchenberg...); angeblich sind es 100 mehr als mit „Eiche“.
Und wir in Türkheim haben nun auch einen ganz eigenen neuen Buchenort.
(Quelle: Wikipedia;https://baum-des-jahres.de)