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Pfui Teufel, Schnecken!

Igel-Tipps im Naturlehrgarten

11. September 2021

Freuen sich Igel über Schnecken und Regenwürmer im Garten? „Nein!“, sagen Doris Kast und Diana Stehr. Die beiden Igel-Pflegerinnen aus Weißenhorn und Rammingen sind nach Mindelheim gekommen, um über die Stacheltiere zu informieren: „Igel fressen Schnecken und Regenwürmer nur, wenn sie nicht genügend Insekten finden. Und sie bekommen Bauchweh davon, nämlich Darmparasiten.“ Laufkäfer hingegen sind ihre Hauptnahrung und das Chitin, dass sie umgibt, bietet ihnen einen gewissen Schutz vor eben diesen Parasiten. "Igel haben einen geraden, kurzen Darm. Sie können Haferflocken oder Vogelfutter nicht verwerten, auch wenn sie es in der Not fressen", so die Igel-Expertinnen.

Rund 50 Interessierte sind der Einladung des BUND Naturschutz gefolgt. Einige haben ganz konkrete Fragen und Doris und Diana haben jede Menge Antworten:

  • Wasser im Garten ist wichtig, mit flachem Zugang.
  • Igel sonnen sich nicht. Wenn sie es doch tun, benötigen sie dringend Hilfe. Gesunde Igel sind in der Dämmerung und Nacht aktiv.
  • Igel sollten eine rundliche Tropfenform haben. Längliche Igel mit einer Einbuchtung am Nacken sind mangelernährt und schwach.
  • Igel-Kinder ohne Mama brauchen ggf. rasch Hilfe und ein Anruf bei Igel-Profis erspart ihnen viel Leid.
  • Holz und Äste im Garten sind extrem wichtig. Dort ist z.B. die Kinderstube vieler Käfer und Igel finden dort Nahrung und Unterschlupf.
  • Wer Holz, Kompost oder ähnliches im Garten aufräumt, sollte sehr behutsam vorgehen. Oft werden Igel so gestört oder obdachlos gemacht.

Die Kinder freuen sich besonders über die beiden Igel, die Doris Kast noch während der Veranstaltung gebracht werden. Das ist die Gelegenheit, die Stacheln zu berühren und den Tieren einmal ganz nahe zu kommen. Ein großer Igel hat ein amputiertes Bein, er wird auch so zurechtkommen. Ein Igelkind muss vor Ort notversorgt werden. Fliegen haben bereits ihre Eier am abgekühlten Körper abgelegt und werden sofort entfernt, die bereits geschlüpften Maden ausgespült. „Das ist immer ein Alarmzeichen, wenn bereits Fliegen kreisen“, so Doris Kast.

Allein am Vortag hat Doris Kast 30 Igel aufgenommen. Das liegt nicht nur daran, dass Igel in den aufgeräumten Gärten immer weniger Nahrung finden. Es liegt auch daran, dass es in der Region kaum igelkundige Stellen gibt. „Wir brauchen dringend Hilfe!“, sagt sie. Gesucht sind Leute, die Igel in ihren Gärten auswildern oder medizinisch bereits versorgte Igel aufpäppeln. „15 Minuten Zeit am Tag und ein warmer Raum mit Tageslichteinfall sind die Grundvoraussetzungen“ erklärt Diana Stehr. „Bei Fragen helfen wir jederzeit gerne. Gefüttert werden können hochwertiges Katzennassfutter ohne Getreide/Gelee, schlabberiges Rührei oder auch mal Hackfleisch.“

Und was wünschen sich die beiden Igel-Expertinnen noch von den Menschen im Unterallgäu?

  • Kein Einsatz von Pestiziden und Giften sowie Achtsamkeit bei Gartenarbeiten – also z.B. unter Büschen und Gräsern schauen, bevor man dort mäht. Freischneider und Mähroboter sind oft tödlich.
  • Igelfreundliche Ecken in Gärten schaffen, damit es wieder Lebensraum und Möglichkeiten für Unterschlupf und Nahrung gibt. Heimische Sträucher, Laub, Stängel, Holz, Reisig helfen.
  • Helfende Hände und ein breites Netzwerk in punkto päppeln, geschützt überwintern, auswildern, zufüttern, spenden; damit nicht alles auf zu wenigen Stellen lastet, die dann schnell überlastet sind.

Verlässliche Informationen zu Igeln gibt es unter www.pro-igel.de. Wer helfen möchte oder weitere Informationen zu Igeln im Unterallgäu möchte, kann sich per E-Mail an mindelheim@bn.de melden.