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Ortsgruppen

Die Hasen-Apotheke ist kein Jäger-Latein

auf spannender Exkursion mit Dr. Michael Schneider vom Biodiversitätsprojekt "Arche Noah"

Nassenbeuren, 20. Juni 2021

Nach der heißen Woche waren die Teilnehmer:innen froh über den zunächst bedeckten Himmel, der sich während der Exkursion dann aber doch lichtete. "Perfekte Bedingungen für Schmetterlinge", verkündete Dr. Michael Schneider und so standen rund 50 Augen auf der Waldlichtung und suchten nach dem hektisch flatternden Gelbringfalter Lopinga achine, der in der roten Liste als stark gefährdet gelistet wird. Auch wenn aus dem sanften Geschmetter nur der Biologe mit Sicherheit verkünden konnte "Ja, das ist er!", waren die Anderen ebenfalls verzückt und konnten immerhin das ebenfalls verschwommene Foto begutachten, das Silke Lotterbach, Vorstand der Bund Naturschutz Ortsgruppe, kurz zuvor am Wegesrand aufnehmen konnte.

Einfacher war es da mit den vielen besonderen Pflanzen, die rund um die Hillental-Weiher wachsen. Von der Prachtnelke, über den Bittersüßen Nachtschatten, der Aufrechten Schlüsselblume bis hin zum Knabenkraut verzückte die bunte Blütenpracht. Aber auch die  Gräser kamen nicht zu kurz: Segge, Knäuelgras und Wald-Simse, zu allem hatte Michael Schneider eine kleine Anekdote zu erzählen.

Eine Geschichte, die alle Sinne berührte, war die des Ruprechtskrautes, auch bekannt als Stinkender Storchschnabel. Nach Linné, der im 18 Jahrhundert die lateinische Namensgebung aller Pflanzen und Tiere maßgeblich prägte und wohlbar einen Assistenten namens Robert hatte, der stets etwas müffelte, heißt es nun Geranium robertianum. (Es sollte nicht die einzige Nutzung des Epithetons bleiben.)

Auch dass beispielsweise das Echte Labkraut tatsächlich genutzt werden kann, um den komplizierten Prozess der Käsegewinnung aus Rohmilch in  Gang zu bringen, ließ die Teilnehmer:innen über Kelten und Brauchtümer philosophieren und letztendlich zu dem Schluss kommen, dass "die Hasen-Apotheke kein Jäger-Latein" sei und für (fast) jeden Fall ein Kraut gewachsen ist. Auch d, so zum Beispiel wenn "etwas in die Binsen", also in die Hose geht, bedeutete dies für den Jäger, dass die Ente ihm durch die Lappen gegangen war.

Für den LPV, den BN und alle teilnehmenden Personen, war es hingegen ein gelungener Tag mit vielen neuen Erkenntnissen. Eine sehr wichtige war, dass auch in der unscheinbarsten Wiese, besonders wertvolle Arten vorkommen können. Im Hillental sollte daher von Querfeldeinspaziergängen auf eigene Faust abgesehen werden!

Sie haben aber die Möglichkeit, an jedem 3. Sonntag der kommenden Monate mit uns gemeinsam dieses wunderbare Kleinod kennenzulernen. Der nächste Termin ist der 18. Juli, Treffpunkt 13:30 Uhr mit dem Rad ab dem Spielplatz am Sebastians-Park in Mindelheim oder zu Fuß ab dem Nassenbeurer Schützenheim. Wir bitten um Anmeldung unter mindelheim@bn.de.

Nächstes Mal wird uns Martin Muth begleiten, langjährig selbstständiger Biologe und Vorstand unserer BN Kreisgruppe. Dank Biberparadies und angrenzendem Waldbachlauf wird auch für die Freude der Kleinen gesorgt sein. Wenn Sie uns bei der Organisation oder Betreuung unterstützen möchten, zögern Sie nicht, sich zu melden!

Die BN Ortsgruppe freut sich auf Sie!

Arche Noah
Biodiversitätsprojekt des LPV

Die Führung fand im Rahmen des Biodiversitätsprojektes Arche Noah statt. Schutz in der Arche finden 14 im Landkreis Unterallgäu hochgradig bedrohte Heuschrecken- und Tagfalterarten, der Kammmolch, die Vogel-Azurjungfer sowie der Kriechende Sellerie. Grundlage für deren Auswahl sind die Ergebnisse der Naturschutzfachkartierung im Landkreis Unterallgäu von 2018.