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"Rückbau von A96 und Flughafen Memmingerberg: Renaturierung erfolgreich abgeschlossen"

Auf der 50-Jahr Feier legten wir nochmal 50 Jahre drauf und wagten einen Rückblick aus der Zukunft. Lesen Sie hier unseren Bericht zum 50jährigen Jubiläum der Kreisgruppe.

29.06.2023

Die Kreisgruppe Memmingen-Unterallgäu des BUND Naturschutz feiertE

Der Vorsitzende Helmut Scharpf begann die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum mit einem Rückblick mit beeindruckenden Fotos. Danach drehte Regionalreferent Thomas Frey kurzerhand die Uhr um weitere 50 Jahre nach vorne. Es folgte ein sehr heiterer Beitrag, bei dem Frey etliche Aktive zu sich auf die Bühne holte. Satirisch visionär warf er einen Blick zurück auf „100 Jahre Kreisgruppe“: Nach dem konsequenten Ausbau eines Nachtzugnetzes wurde der Allgäu Airport schon 2030 geschlossen, die flächendeckende Verbreitung einer solidarischen und biologischen Landwirtschaft und das Setzen auf Nahversorgung sowie auf den Transport von Gütern auf der Schiene führten gar zum Rückbau der A96. Stellvertreter Martin Muth berichtete von der durch den Biber erbrachten kostenlosen Gewässerrenaturierung, die gleichsam den gewünschten Biotopverbund vollendete. Die Gäste auf der Bühne – darunter etliche der Altvorderen – spielten spontan mit und es gab viel zu lachen.
 

Rund 100 Gäste waren zum Jubiläum der Kreisgruppe Memmingen-Unterallgäu in die Dampfsäg in Sontheim gekommen: Vertreter aus dem Netzwerk von Verbänden, Behörden sowie BN-Aktive. Der Fokus lag darauf, miteinander zu feiern: Bei Kaffee und Kuchen – und später beim Abendessen – bestand ausgiebig Gelegenheit zum Austausch. Ein Austausch auch zu den nächsten Einsätzen: für ein Radvolksbegehren in Bayern, für Energiewende und Flächensicherung, für Artenschutz und Artenvielfalt. Das Anfang März geschaffene „Wohnungsangebot“ (ein Storchennest) auf dem Turm der Dampfsäg wurde schon mehrfach inspiziert.
 

Scharpf zog einige historische Vergleiche und stellte am Beispiel von Mobilität, Energie, Flächenverbrauch und Landwirtschaft Sebastian Kneipp als „Protagonisten für Nachhaltigkeit“ in den Vordergrund. Der unmittelbare Vergleich der früheren Verhältnisse mit heute – im Zeitalter der Globalisierung – machte die ansonsten schleichenden Veränderungen besonders deutlich. „Wir werden gezwungen werden, das Rad ein Stück zurückzudrehen, die Frage ist nur, wie weit“, so der Kreisvorsitzende.

Die stellvertretende Vorsitzende Silke Lotterbach lud ein zur Aktion „Jeder Quadratmeter zählt“. Die Tisch-Deko durften die Gäste dafür gleich mitnehmen: regional vermehrte Wildblumen aus einer Staudengärtnerei. Einen Denkanstoß gab die Theatergruppe „Minni-aturen“ mit einer Collage über „Randfiguren“, die gesellschaftliche Ausgrenzung erfahren. Die Gesellschaft kann den sich stetig verschärfenden Krisen nur gemeinsam begegnen. Dazu wird sie bereit sein müssen, sich auf Neues einzustellen, die eigene Komfortzone zu verlassen.
 

Landwirt Hans Lochbrunner brachte es zum Abschluss des Abends mit einer spontanen Liedeinlage nochmals auf den Punkt: „Es ist nicht meine Welt und auch nicht deine, sondern nur unsere – oder bald keine. Drum ziehet miteinand´ an einem Strang, dann ändert sich etwas – gemeinsam!“

Historie

Am 16. Juli 1973 wurde die BUND Naturschutz-Kreisgruppe Memmingen-Unterallgäu gegründet. Wenige Jahre zuvor waren im Landesverband mit Helmut Steininger als Landesgeschäftsführer und Dipl.-Forstwirt Hubert Weinzierl als Vorsitzenden entscheidende personelle Weichenstellungen vollzogen worden. Mit Teamwork, routinemäßigen Sitzungen des Fachbeirats, der Umsetzung von Ergebnissen aus den Arbeitsausschüssen, einem Facelift der Mitgliederzeitschrift, vor allem aber durch eine verstärkte Medienpräsenz, stellte sich der BN modern auf. Nach der Auffassung Weinzierls sollte der Verein so koordiniert werden, „wie es in einem Wirtschaftsunternehmen üblich ist“. Die Professionalisierung blieb nicht ohne Wirkung. Der Geschäftsführer kümmerte sich parallel erfolgreich um die Neugründung von Orts- und Kreisgruppen. Helmut Steininger leitete auch die Gründungsversammlung in Memmingen persönlich.

Schon vor dem Zweiten Weltkrieg gab es in unserer Region organisierte Naturschutzarbeit: 1919 finden sich Hinweise auf die ersten lokalen Mitglieder, 1924 ist in alten Naturschutzblättern von einer Kreisgruppe im Altlandkreis Memmingen mit bereits 124 Mitgliedern die Rede – sie war damit die fünftgrößte in Schwaben. Man sorgte sich um die Störche in Memmingen, den Heimertinger Leinhang oder das Benninger Ried. In den 1930ern rief die Flurbereinigung zwischen Pfaffenhausen und Kirchheim, die sich negativ auf die Artenvielfalt auswirkte, Kritik hervor. Gemeinden und Landkreise waren vielfach selbst Mitglied, Mitarbeiter von Kommunalverwaltungen und Ministerien saßen in den Vorständen des BN. Mit 27.755 Mitgliedern erreichte der Verband Ende 1943 einen Höchststand, der erst Jahrzehnte später wieder erreicht werden sollte. 1946 erfolgte auf Landesebene der Neustart, 1953 wurde für Memmingen der Bau einer „Abwasserverwertungsanlage“ begrüßt, 1963 sorgte um Ottobeuren die Geschichte vom „Alleebaummörder“ für Furore, 1966 kam es zur Unterschutzstellung des Benninger Rieds. Vor Ort fehlten seit Kriegsende jedoch die alten Verbandsstrukturen.

Die Gründungsvorsitzenden der neuzeitlichen Kreisgruppe, Dr. Rudolf Hirsch und Hansjörg Hackl, konnten sich 1973 auf eine Basis von unter 100 Mitgliedern stützen. Diese Basis verbreitete sich durch die folgende, unermüdliche Naturschutzarbeit, ein Trend, der sich mit der Gründung der ersten Ortsgruppen – 1985 Mindelheim und Ottobeuren, 1986 Memmingen und Markt Rettenbach, 1989 Bad Grönenbach und Erkheim, 1992 Türkheim und 1994 mit Babenhausen-Boos – nochmals verstärkte. Seit 2003 gibt es eine Ortsgruppe in Sontheim, 2014 wurde Legau-Illerwinkel, 2015 die OG in Bad Wörishofen gegründet.

Auf Dr. Hirsch folgte 1986 als Kreisvorsitzender Walter Schneider, 1993 Karl Geller, 2001 Reiner Krieg, seit 2012 Helmut Scharpf. Die Professionalisierung hat auch in der Kreisgruppe Einzug gehalten: durch eine hauptamtlich besetzte Geschäftsstelle, mehrere Biologen im Vorstand, Biodiversitätsprojekte mit professioneller Leitung, ein letztes Jahr mit dem „1. Bayerischen Klimaschutzpreis“ bedachtes umweltpädagogisches Angebot, regelmäßige lokale Newsletter und eine starke Außendarstellung. Mittlerweile ist die Kreisgruppe auf 10 Ortsgruppen angewachsen, allein in 2022 konnten fast 1000 Neumitglieder gewonnen werden.


Einmal jährlich bringt die Kreisgruppe die BNachrichten in gedruckter Form heraus. Es geht dabei vor allem darum, die Mitglieder über die Kreisgruppenarbeit zu informieren, die nicht digital erreichbar sind.

Lesen Sie hier die Ausgaben der letzten Jahre.