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Verwenden statt Verschwenden

Lebensmittel zum Nulltarif
Bei der Aktion „Verwenden statt Verschwenden“ ist das möglich

Dass viele Menschen gerade in der Vorweihnachtszeit daran denken, Gutes zu tun, ist ein durchaus positiver Effekt. Erinnert werden wir daran allein schon durch die zahlreichen Bittbriefe verschiedener Hilfsorganisationen, die einen in dieser Zeit erreichen.

Hier aber soll auf eine Einrichtung aufmerksam gemacht werden, bei der über das ganze Jahr Gutes geleistet wird, und dazu noch mit einem ernsten Hintergrund.
„Verwenden statt Verschwenden“ heißt die Aktion, die von Franz Egger und dem Pfarrgemeinderat von St. Ulrich angestoßen wurde und sich seitdem wachsender Beliebtheit erfreut.

Jetzt wurde sie sogar noch auf einen zweiten Tag in der Woche ausgeweitet:
Pfarrzentrum in der Gartenstadt,  Montagabend und Donnerstagabend ab 21 Uhr.

Der ernste Hintergrund dabei ist, dass die Verschwendung von guten Lebensmitteln in Deutschland ein enormes Ausmaß angenommen hat. 12 Millionen Tonnen an Lebensmitteln landeten nach einer Studie des Thünen-Instituts in Leipzig 2019 im Müll. Pro Person waren es stolze 75 Kilo, die allein in den Privathaushalten weggeworfen wurden. An erster Stelle stehen dabei Obst und Gemüse, an zweiter Brot- und Backwaren.
Als Franz Egger vor ca. 1 ½  Jahren einmal kurz vor Ladenschluss eine Bäckerei betrat und dabei sah, dass die Auslage noch gut bestückt war, fragte er: „Was geschieht eigentlich jetzt mit diesen doch noch gut aussehenden Waren?“ Die Antwort, „Das wird entsorgt“ ließ ihm, im Gegensatz zu vielen anderen, keine Ruhe und er handelte. „Es muss doch möglich sein, zumindest im kleinen Rahmen etwas dagegen zu tun“, war sein Gedanke. Und so rief er die Aktion „Verwenden statt Verschwenden“ ins Leben. Dazu nahm er die beiden OMV-Tankstellen in der Kneippstadt, sowie die Bäckerei Ried in der Gartenstadt mit ins Boot. Alle drei Geschäfte waren gerne bereit, die Idee zu unterstützen und tun dies noch heute.
So vereinbarte Franz Egger mit ihnen, dass er jeden Montag zum Ladenschluss hin bei ihnen vorbeischaut und gut erhaltene Lebensmittel, die sonst entsorgt werden müssten, mitnehmen darf. Darunter befinden sich hauptsächlich Backwaren, wie Brot, Semmeln, Brezen, aber auch Süßigkeiten wie Muffins, Bienenstich und Donuts oder Sandwitches, also ein recht reichhaltiges Angebot. Dieses bringt er danach postwendend zum Pfarrzentrum in der Gartenstadt, wo die Lebensmittel ab 21 Uhr kostenlos abgegeben werden.
Montagabend und Donnerstagabend.

„Anfangs war die Reaktion auf das Angebot schon noch etwas zögerlich“, so der Initiator. Sicher war eine gewisse Scheu dabei, etwas mitzunehmen, was nichts kostet. Es könnte ja nach Bettelei aussehen oder Armut offensichtlich werden lassen, sind manchmal auch jetzt noch die Bedenken. Doch darum ging es bei dem Angebot von Beginn an gar nicht. Vielmehr soll ja dabei in erster Linie der Verschwendung von Lebensmitteln, siehe oben, entgegengewirkt werden. So nach und nach setzte sich diese Erkenntnis auch bei mehr und mehr Abnehmern durch, so dass sich bis zu 25 oder 30 Personen jeden Alters vor dem Pfarrzentrum einfanden und zuweilen eine stattliche Schlange auf dem Litauenplatz bildeten. 
Natürlich wird dann darauf geachtet, dass nicht die Ersten alle besonderen Sachen bekommen und für die Späteren nichts mehr übrig bleibt. „Ich bitte dann schon darum, dass die Ersten sich zunächst etwas beschränken, noch etwas hier  bleiben und am Ende schauen, ob noch etwas übrig geblieben ist“, achtet Franz Egger auch auf gerechte Verteilung. Beim Pressebesuch herrschte erstmals in diesem Jahr richtiges Winterwetter, so dass der Andrang sich in Grenzen hielt. Drei prall gefüllte Kisten standen zur Verfügung und so konnte jeder genügend für den Abend und meist auch noch für das nächste Frühstück mitnehmen. „Ich finde es einfach schade, dass solche Sachen weggeworfen werden und komme deshalb regelmäßig vorbei. Dass man dadurch noch die Haushaltskasse etwas aufbessern kann, ist doch ein guter Nebeneffekt“, sagt eine „Kundin“. Eine zweite beruft sich auf das christliche Gebot „Unser tägliches Brot gib uns heute“ und betont damit den Wert der Lebensmittel, anstatt sie in unserer Wohlstandsgesellschaft einfach wegzuwerfen.
 Auch ein weiterer positiver Aspekt ist bei der Aktion inzwischen entstanden. Es hat sich ein gewisses „Stammpublikum“ gebildet, so dass man sich auch gerne zu einem Schwätzchen trifft und nicht gleich nach Hause eilt. Einige Leute denken zusätzlich an ihre Nachbarn und nehmen für sie etwas mit oder sie versorgen schon einmal kranke und ältere Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind.
Nur im Spätsommer 2020 musste die Aktion wegen Corona und der Ausgangssperre eine Zeitlang ausgesetzt werden. Weil Franz Egger inzwischen Unterstützung bekommen hat, findet sie nun seit kurzem nicht nur am Montag, sondern auch an jedem Donnerstag, ebenfalls am Pfarrzentrum, aber dann an der Nordseite, statt.
Für den Initiator bedeutet dies jedoch, dass für ihn am Montagabend keine anderen Aktivitäten stattfinden können. „Das war mir aber schon bewusst, als ich das begonnen habe. Im Ehrenamt ist es eben so, dass man Kompromisse eingehen und auch etwas durchhalten muss“, meint er zu dieser festen Verpflichtung. Dazu kann angemerkt werden, dass Franz Egger auch sonst in Bereichen wie der Verkehrswacht oder im Pfarrgemeinderat oder im Bund Naturschutz neben seiner Berufsausübung bei den Stadtwerken freiwillig viel engagiert ist.